Nur noch nachts vor die Tür
Neulich spricht mich ein Kunde wegen seiner läufigen Hündin an. Es ist ihre erste Läufigkeit und er fragt, ob er trotz dessen zum Gruppentraining kommen kann. Er wäre unsicher, denn er hätte öfter gelesen und gehört, man solle in dieser Zeit lieber zuhause bleiben. Bloß keinen Stress für die geplagte Hündin und den Rüden zuliebe Hundewiesen und -kontakte lieber meiden. Vielleicht am besten nur spät abends die großen Runden drehen, dann sind alle anderen schon zuhause und niemand wird strapaziert.
Bitte einmal Klappe halten
Es erinnert ein wenig an den Umgang mit Frauen im letzten Jahrhundert. Einmal im Monat Sportbefreiung, nicht zum Schwimmen gehen und pssssst – bloß nicht drüber sprechen. Die Unsicherheit bei den Hündinnen-Besitzern ist berechtigterweise groß, denn unter Hundehaltern sind die Meinungen dazu sehr unterschiedlich. Und fragt man den Tierarzt seines Vertrauens, wird es unter Umständen auch nicht besser, weil dann gern die Kastrationsempfehlung kommt. Es wird auf das erhöhte Krebsrisiko für intakte Hündinnen und das psychische Leid bei Scheinträchtigkeiten hingewiesen. Wenn man sowieso keinen Nachwuchs möchte, macht Kastration immer Sinn und danach sind sie grundsätzlich viel verträglicher und ruhiger. Krasse Prognose. Nach dem Motto „kennste eine, kennste alle.“
In der Praxis haben die Hunde beider Geschlechter interessanter Weise das geringste Problem mit dem Thema, wenn klar ist, wer was darf. Denn in einem Rudel oder einer wilden Hundegruppe gibt es nur ein Pärchen, das sich fortpflanzt. Der Rest darf bitte die Klappe halten oder abwandern und sein eigenes Rudel gründen. So halten die Jungs die Füße still und bei den Mädels wird nur diejenige läufig, die sich auch fortpflanzen darf. Die anderen begnügen sich als Teil einer Großfamilie mit der Brutpflege.
Mit Schmackes rein in den Konflikt
Ich möchte das Thema nicht schmälern. Läufige Hündinnen können anstrengend sein und verliebte Rüden leiden zu sehen, ist auch kein Spaß. Doch den Konflikt zu umschiffen, macht am wenigsten Sinn. Bei Liebeskrankheit hilft auf beiden Seiten oft Klarheit und das Auseinandersetzen mit dem Thema. Ganz nach dem Motto „Hier darf sich nur einer fortpflanzen und du bist es nicht“. Wenn man seinen Hund im Umgang mit seinen Hormonen unterstützen möchte, bieten sich gut moderierte Hundegruppen an. So wachsen Hündinnen in die Rolle rein, liebestolle Rüden angemessen auf Abstand zu halten. Und die Rüden lernen, den Hosenstall zuzulassen. Nichts ist so nachhaltig wie eine saftige Abfuhr.
In diesem Sinne sind läufige Hündinnen eine Bereicherung für jede Hundeschule.