Aus eins mach zwei
Wenn es mit dem ersten Hund gut klappt, regt sich oft der Wunsch nach einem zweiten. Der Alltag läuft, die Erziehung trägt Früchte, der Hund ist als festes Familienmitglied angekommen. Mit einem Zweithund wäre das Glück doppelt so groß und hätte zu dem noch den Vorteil, dass der Ersthund einen Spielgefährten hat.
Gesagt, getan, der Zweite zieht ein und alle sind in freudiger Erwartung des neuen Familienglücks. Doch möööp, weit gefehlt: gemeinsam im Garten geht ja noch, aber wenn es wichtig wird, zeigen sie sich gegenseitig die Zähne. Sie streiten um das Futter, sie streiten um das Körbchen, sie streiten um ihren Menschen.
Ein Date heißt noch nichts
Aber warum knirscht es? Beim ersten Kennenlerntreffen hat es doch auch super geklappt? Hunde sind auch nur Menschen. Smalltalk und ein bisschen Flirten heißt noch lange nicht, dass man beim anderen einziehen kann. Dafür braucht es schon etwas mehr. Ein Date hier, Schwiegereltern treffen dort. Man hat Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Kann Gemeinsamkeiten entwickeln, sich im besten Fall um Grundsätzliches streiten. Und irgendwann auch wieder ausziehen, wenn man keinen gemeinsamen Nenner mehr hat. Das geht bei unseren Haushunden nicht. Aus ihrer Sicht fällt da plötzlich so ein anderer Hund vom Himmel und mit dem soll man sich auf Anhieb und ohne zu meckern vertragen.
Bitte schön, das ist der Hans.
Man stelle sich das mal als Mensch vor. Da stehst du morgens auf und plötzlich steht ein Mann vor deiner Tür. Dein bisheriger Partner sagt zu dir: „Bitte schön, das ist Hans, dein neuer Mitbewohner. Der bleibt jetzt für 12 Jahre und ihr könnt alles gemeinsam machen. Und bitte teilt euch das Bett. Ich finde das so schön, wenn ihr zwei kuschelt.“ Und wäre Hans nicht schlimm genug, gibt es auch noch doofe Umgangsregeln: nicht streiten, nicht hauen, immer teilen. Das klappt doch unter Menschen nie. Da braucht man sich nur mal den Kampf um die Pool-Liegen im Pauschalurlaub angucken.
Hundegruppen, auch wenn sie nur zwei Mitglieder haben, brauchen Zeit, um zusammen zu wachsen. Aus wildfremden Hunden können Kumpel werden, nur braucht es etwas, um sich kennen- und mögen zu lernen.
Unsere Hunde führen ein weitgehend fremdbestimmtes Leben. Wir bestimmen über ihre Nahrungsaufnahme, wann sie zur Toilette gehen und mit wem sie ihr Leben verbringen. Da ist es das mindeste, das wir ihnen Zeit geben, um sich an einen neuen Mitbewohner zu gewöhnen.